Zwischen Spuekel und Hanach
Kameraden und Kameraden,
Ganz Deutschland gedenkt in diesen Tagen dem 60. Jahrestag der Befreiungslüge.
Ganz Deutschland? Nein, eine kleine Partei der ehemaligen Besatzungszone West-Ost Unterlübken bietet ungebrochen Widerstand.
Zwar hat unser Kamerad Kuntke – zuständig für die Desinformationsabteilung – im Augenblick unvorstellbar anspruchsvolle Probleme mit unserer neuen Personalcomputeranlage inklusive eines Zugangs an das Volkssendernetz (neudeutsch: „Internet“). Noch immer erreicht die Meldung „NO SIGNAL“ des unsichtbaren, aber schlecht getarnten Feindes aus dem Angel-Sächsischen Raum den Bildschirm unseres Personalcomputers.
Kuntke – von einem Lauschangriff überzeugt – brachte den Kameraden Bruno B. zum Schweigen, als ihm dieser den Vorschlag unterbreitete den Signalüberträger (neudeutsch: „Modem“) an die Telefonbuchse und nicht lediglich an die Steckdose anzuschliessen. Kuntke, der nicht ohne Grund zu unserem Personalcomputerfachmann erklärt wurde, erwiderte mit einer kampferprobten Sicherheit: „Strom is Strom. Mehr brauchn wa nich.“
Doch abseits dieser modernen Undinge, hielten wir gestern unsere eigene Kranzniederlegung im Raum Oberlübken ab. Trotz einer Behinderung durch anti-nationale Kräfte (erst war es eine falsche Wegbeschreibung durch einen Passanten in auffällig grüner Kleidung und weisser Kopfbekleidung, dann ein fehlendes Ortsschild und ein dementsprechend fehlender Ort, der, so stellte Bruno B. richtig fest, vorher vom Feind geräumt und dann entfernt worden war) kamen wir am Zielort an.
Aus Sicherheitsgründen können wir hier nicht mitteilen, dass wir in der kleinen Ortschaft Hanach waren, um dort die Schenke „Zum Durst“ aufzusuchen.
Dank der aufwändigen Ausstattung unserer Desinformationsabteilung konnten wir einen frischen und grünen Kranz bei einer Volkssender-Auktionsbörse ersteigern. Er war so überraschend günstig, dass uns noch ein wenig Reichseuro für Zigaretten und Musikkassetten übrig blieben.
Den Schilderungen von Bruno Ks Grossvater zufolge, die er in seinem Poesiealbum von 1942 bis 1946 zwischen Fotos von nackten Wehrmachtssoldaten und Führerbildern mit aufgeklebten Herzchen schriftlich festhielt, konnten wir entnehmen, dass sich vor genau 60 Jahren eine Tragödie in Hanach abgespielt hatte.
Den Soldaten des 153. Bataillons „Endkampf – jetzt erst recht!“ war nach einer beispielhaften Nachtfahrt mit ihrem schwer gepanzerten Lastwagen mitten auf der Strecke zwischen Spükel und Hanach der Sprit ausgegangen. Voller Kampfesmut machte sich der Verband auf den Fussweg nach Hanach, um Benzin für den Wagen zu sichern. Drei Kameraden liess man zur Bewachung zurück.
Nachdem der Verband in Hanach angekommen war und zunächst in das Lokal „Auf nach Moskau“ einkehrte – wo sich an der gleichen Stelle nun das „Zum Durst“ befindet – erinnerte sich nach einigen Stunden niemand mehr wieso man eigentlich nach Hanach gekommen war und nahm deshalb, gleich am nächsten Tag, einen Zug zurück nach Berlin.
Treu wie sie waren, blieben die drei zurückgelassenen Kameraden beim Wagen bis man sie 2 Wochen später tot, aber in heroischer Pose auffand. Ihrem Schicksal ergeben und ahnend, dass der Feind bis auf wenige Kilometer herangerückt sein musste, opferten sie ihr Leben dem deutschen Vaterland.
Nachdem Bruno B. sich ebenfalls selbstaufopfernd in den Schlaf getrunken hatte, gingen ich und Kuntke – durch unsere aufwallenden Gefühle stark in Sicht und Motorik eingeschränkt - nach draussen vor die Tür des Lokals und legten den Kranz dort ohne grosse Worte nieder (Kuntke: „Mach mal schön da.“).
Am nächsten Tag traten wir – mit diesem Erlebnis einer fast vollkommen verdrängten Episode der deutschen Geschichte – die Rückreise an und versprachen den Helden der Vergangenheit unsere Treue.
In diesem Sinne,
Guten Tag
(Aus Gruenden der nationalen Sicherheit sind die anonymen Soldaten anonymisiert. Diese Aufnahme entstand nachdem den Soldaten der Sprit ausgegangen war.)
Ganz Deutschland gedenkt in diesen Tagen dem 60. Jahrestag der Befreiungslüge.
Ganz Deutschland? Nein, eine kleine Partei der ehemaligen Besatzungszone West-Ost Unterlübken bietet ungebrochen Widerstand.
Zwar hat unser Kamerad Kuntke – zuständig für die Desinformationsabteilung – im Augenblick unvorstellbar anspruchsvolle Probleme mit unserer neuen Personalcomputeranlage inklusive eines Zugangs an das Volkssendernetz (neudeutsch: „Internet“). Noch immer erreicht die Meldung „NO SIGNAL“ des unsichtbaren, aber schlecht getarnten Feindes aus dem Angel-Sächsischen Raum den Bildschirm unseres Personalcomputers.
Kuntke – von einem Lauschangriff überzeugt – brachte den Kameraden Bruno B. zum Schweigen, als ihm dieser den Vorschlag unterbreitete den Signalüberträger (neudeutsch: „Modem“) an die Telefonbuchse und nicht lediglich an die Steckdose anzuschliessen. Kuntke, der nicht ohne Grund zu unserem Personalcomputerfachmann erklärt wurde, erwiderte mit einer kampferprobten Sicherheit: „Strom is Strom. Mehr brauchn wa nich.“
Doch abseits dieser modernen Undinge, hielten wir gestern unsere eigene Kranzniederlegung im Raum Oberlübken ab. Trotz einer Behinderung durch anti-nationale Kräfte (erst war es eine falsche Wegbeschreibung durch einen Passanten in auffällig grüner Kleidung und weisser Kopfbekleidung, dann ein fehlendes Ortsschild und ein dementsprechend fehlender Ort, der, so stellte Bruno B. richtig fest, vorher vom Feind geräumt und dann entfernt worden war) kamen wir am Zielort an.
Aus Sicherheitsgründen können wir hier nicht mitteilen, dass wir in der kleinen Ortschaft Hanach waren, um dort die Schenke „Zum Durst“ aufzusuchen.
Dank der aufwändigen Ausstattung unserer Desinformationsabteilung konnten wir einen frischen und grünen Kranz bei einer Volkssender-Auktionsbörse ersteigern. Er war so überraschend günstig, dass uns noch ein wenig Reichseuro für Zigaretten und Musikkassetten übrig blieben.
Den Schilderungen von Bruno Ks Grossvater zufolge, die er in seinem Poesiealbum von 1942 bis 1946 zwischen Fotos von nackten Wehrmachtssoldaten und Führerbildern mit aufgeklebten Herzchen schriftlich festhielt, konnten wir entnehmen, dass sich vor genau 60 Jahren eine Tragödie in Hanach abgespielt hatte.
Den Soldaten des 153. Bataillons „Endkampf – jetzt erst recht!“ war nach einer beispielhaften Nachtfahrt mit ihrem schwer gepanzerten Lastwagen mitten auf der Strecke zwischen Spükel und Hanach der Sprit ausgegangen. Voller Kampfesmut machte sich der Verband auf den Fussweg nach Hanach, um Benzin für den Wagen zu sichern. Drei Kameraden liess man zur Bewachung zurück.
Nachdem der Verband in Hanach angekommen war und zunächst in das Lokal „Auf nach Moskau“ einkehrte – wo sich an der gleichen Stelle nun das „Zum Durst“ befindet – erinnerte sich nach einigen Stunden niemand mehr wieso man eigentlich nach Hanach gekommen war und nahm deshalb, gleich am nächsten Tag, einen Zug zurück nach Berlin.
Treu wie sie waren, blieben die drei zurückgelassenen Kameraden beim Wagen bis man sie 2 Wochen später tot, aber in heroischer Pose auffand. Ihrem Schicksal ergeben und ahnend, dass der Feind bis auf wenige Kilometer herangerückt sein musste, opferten sie ihr Leben dem deutschen Vaterland.
Nachdem Bruno B. sich ebenfalls selbstaufopfernd in den Schlaf getrunken hatte, gingen ich und Kuntke – durch unsere aufwallenden Gefühle stark in Sicht und Motorik eingeschränkt - nach draussen vor die Tür des Lokals und legten den Kranz dort ohne grosse Worte nieder (Kuntke: „Mach mal schön da.“).
Am nächsten Tag traten wir – mit diesem Erlebnis einer fast vollkommen verdrängten Episode der deutschen Geschichte – die Rückreise an und versprachen den Helden der Vergangenheit unsere Treue.
In diesem Sinne,
Guten Tag
(Aus Gruenden der nationalen Sicherheit sind die anonymen Soldaten anonymisiert. Diese Aufnahme entstand nachdem den Soldaten der Sprit ausgegangen war.)
Keats79 - 11. Mai, 15:44